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Posts Tagged ‘DIY’

So, seit fünf Monaten nix geschrieben, dabei klebt schon fast genauso lange ein Post-it am Bildschirm, auf dem steht: „KarmaKonsum-Video“. Wie im vorletzten Eintrag vom September (oh mann, ich muss unbedingt die Blog-Frequenz erhöhen) ja angekündigt, war ich dann auch tatsächlich in Frankfurt und sprach auf der KarmaKonsum-Konferenz 2014 über „Die Do-It-Yourself-Revolution. Selbermachen statt Massenkonsum“. Und das ist das Video dazu:

https://vimeo.com/112284671

Was diesen Eintrag dann aber doch ein ganz kleines bisschen aktuell macht: dass mein Buch „Hab ich selbst gemacht“ von Kiepenheuer & Witsch tollerweise neu aufgelegt wird und demnächst im neuen, etwas bunteren Kleidchen im Buchhandel liegt.

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Ende Oktober spreche ich auf der KarmaKonsum-Konferenz 2014, und zwar über Do It Yourself, das Selbermachen. War ja auch mein Thema im Buch „Hab ich selbst gemacht“, erschienen 2011, und seitdem ist die Selbermach-Welle eher noch größer geworden.

Warum also gibt es immer mehr Menschen, die sich ihre Kleidung selber nähen oder im Mini-Hinterhof Gemüse züchten, die ihre Möbel selberbauen oder ihr Brot selberbacken? Ein paar Antworten habe ich vorab schon KarmaKonsum-Gründer und -Geschäftsführer Christoph Harrach in einem Interview gegeben. So glaube ich, dass das DIY eine fast schon zwangsläufige Gegenbewegung zum Massenkonsum ist. Ich glaube zwar nicht, dass das eine das andere irgendwann ersetzen wird, glaube aber, dass das Selbermachen umso populärer werden wird, je einheitlicher und zahlreicher unsere Konsumgüter werden. Besonders in unserer Kultur, die ja eigentlich auf Individualismus setzt. Wenn jedes Ding, das ich kaufe, noch zwei Fantastilliarden mal existiert, habe ich kaum eine Chance, mich von der Masse abzuheben. Also selber machen.

Außerdem waren wir noch nie so gut darüber informiert, wie unsere Konsumgüter produziert werden. Wir wissen über Sweat Shops, überdüngte Baumwollfelder, giftige Weichmacher Bescheid. Eine Zeitlang kann man Augen und Ohren fest zukneifen und das Ganze ignorieren – „ich kann das ja eh nicht ändern“ –, aber das Selbermachen bietet eben eine konkrete Alternative, bei der sich jeder Produktionsschritt kontrollieren lässt.

Ich könnte jetzt hier noch eine Roman über all die weiteren Aspekte des Do-It-Yourself als Konsumalternative schreiben,  jetzt aber erst mal schnell der Link auf das Gespräch, man kann es hier anhören: „Die Do-It-Yourself-Revolution. Selbermachen statt Massenkonsum“. Für die Konferenz kann man sich hier anmelden.

Auf der Konferenz wird es viele weitere spannende Vorträge geben, zum Beispiel zur Frage wie mehr Wachstum auch mehr Lebensfreude bedeuten kann, über bewussteres Wirtschaften, oder auch über Minimalismus in Zeiten der Individualisierung. Einige der Referentinnen und Referenten wurden ebenfalls vorab interviewt, man kann die Gespräche ebenfalls online anhören.

Ich freue mich, wenn wir uns in Frankfurt sehen. Sagt Hallo!

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Das Buch „Hab ich selbst gemacht“ erscheint heute bei Kiepenheuer & Witsch. Und schon am vergangenen Samstag schrieb Petra Steinberger in der Süddeutschen Zeitung am Wochenende über den Trend des Selbermachens und erwähnte dabei auch mein Buch:

Kaum zu glauben: Der Marsch zurück ins einfache Leben und in die neue Autarkie hat gerade erst begonnen, und wie es sich gehört, erscheint gerade ein sehr lustiges und kluges Buch, „Hab ich selbst gemacht. 365 Tage, 2 Hände, 66 Projekte“ (Kiepenheuer & Witsch), in dem Alphamädchen Susanne Klingner aufgeschrieben hat, was alles möglich ist im riesigen Betätigungsfeld des modernen DIY. Schuhe machen. Oder Weihnachtsgeschenke. Brot. Seife. Guerillagärtnern. Einmachen.
Und was dabei nervt und was nicht, was zufrieden macht und wo Enttäuschungen versteckt sind. „Ich käme“, blickt Susanne Klingner nach einem Jahr zurück, „mit ausschließlich selbstgemachten Dingen durch den Tag, ohne frieren oder hungern zu müssen.“ Etwas mit den eigenen Händen zu schaffen, erkennt sie, macht uns zufrieden. Und glücklich.

So ist es. Das Experiment hat mein Leben auf den Kopf gestellt, vor allem zum besseren. Ich setze mich jetzt auch mal für nur eine Stunde an die Nähmaschine, anstatt eine große Nähaktion am Wochenende zu planen. Ich traue mir bzw. vor allem meinen Händen mehr zu. Und ich habe interessante Menschen wie Frau Liebe, den Huber Hans, Toni Schuster oder auch Elke Gaugele kennengelernt.

Das Thema Do-it-yourself hat es sich jedenfalls in meinem Leben gemütlich gemacht. Deswegen wird es hier im Blog in Zukunft immer mal wieder einiges dazu zu lesen geben – Gedanken, Gespräche, Projekte und Zeugs.

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(Kolumne ursprünglich erschienen in der Taz vom 16. August.)

Es gibt ein paar Dinge, die ich nicht wissen muss. Zum Beispiel, wie man einen Uterus strickt.

Das entscheide ich, als ich in einem Blog das Bild einer faustgroßen rosa-plüschigen Gebärmutter sehe. Mit zwei Eileitern als Armen sieht sie ganz witzig aus, aber irritiert mich sehr.

Nun könnte man sagen: Schau dir halt solche Blogs nicht an.

Aber ich bin gern dort, wo sich Feminismus und Do it yourself treffen. Feministisches Selbermachen hat nämlich einen vermeintlichen Widerspruch gelöst: Ich bin Feministin. Und ich nähe, stricke, koche, gärtnere gern. „Trotzdem“ habe ich immer gesagt, wenn das Gespräch darauf kam. „Ich bin trotzdem Feministin.“ Oder andersherum: „Ich backe trotzdem gern.“ Ich schämte mich ein bisschen für meine Hobbys. Ich fand, ich erfüllte damit ein altmodisches Frauenbild. Und jeden Schwiegermuttertraum – von einer haushaltlich begabten Schwiegertochter. Das Einzige, worauf ich mich immer herausreden konnte: dass ich nicht nur die Nähmaschine bedienen kann, sondern auch einen Schlagbohrhammer – dass ich einfach gern mit meinen Händen arbeite.

Dann entdeckte ich US-amerikanische Feministinnen, die Handarbeit ein neues Image verpassten, sie aus der bürgerlichen Umklammerung befreiten und stattdessen gegen Konsum und Kapitalismus anstrickten. Ich entdeckte auch: „revolutionäre Strickzirkel“ und „bad-ass“-Nähkränzchen und abonniere enthusiastisch all die Do it yourself-Blogs, die mir nicht marthastewartesk auf die Nerven gehen mit Vorschlägen wie, ich müsse mal wieder für meine Sofakissen neue Bezüge nähen, weil es doch da jetzt diese wunderschönen Rosenprints gibt.

Aber dann ist da auch die Sache mit den gestrickten Gebärmüttern. Vulven aus Gips. Oder Nähanleitungen für Hygienebinden. Dann vielleicht doch lieber marthastewart.com?

Ich kann gar nicht so genau sagen, warum mich so ein Strick-Uterus nervös macht. Eigentlich ist doch alles schön – Stricken: super. Blogs: super. Gebärmütter: super. Nur die Kombination aus allen dreien: irgendwie unsuper.

Vielleicht weil sich Feministinnenhasser so wohl die Freizeitgestaltung von Feministinnen vorstellen. Ich habe viele Abende damit verbracht, Menschen zu erklären, dass Feministinnen nicht so sein müssen. Wenn sie es dann doch sind, wenn sie in jedes Klischee passen – einen Selbstfindungsfeminismus betreiben, der bei gestrickten Gebärmuttern und Ratgebern „Entdecke die Göttin in dir“ anfangen und bei Seminaren à la „Menstruieren in den Waldboden“ aufhören –, ist mir das irgendwie unangenehm. Ich kann sie nicht mehr ernst nehmen. Und sie sind mir peinlich.

Aber genau das ärgert mich. Die können doch machen, was sie wollen; so ein Waldmenstruationswochenende tut niemandem weh. Ich wünschte, ich müsste nicht immer lachen oder genervt die Augen verdrehen, wenn ich dem Selbstfindungsfeminismus begegne. Ich meine, ich bin nicht Welten davon entfernt: Meine Tochter wird von mir spätestens mit Beginn der Pubertät einen Spiegel in die Hand gedrückt bekommen, um sich ihre Architektur da unten genauestens anzuschauen. Trotzdem werde ich ihr zum Geburtstag eher eine Bohrmaschine schenken als ein Gipsbastelset für eine selbstgemachte Vulva.

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Während der Berlin Fashion Week sprach Christoph Harrach, Geschäftsführer von Karma Konsum, über die Zukunft der Modebranche in Sachen Nachhaltigkeit. Dabei gab er dieses Statement ab:

„Brauchen wir zwei Saisons im Jahr? Brauchen wir 14-tägige Sortimentsverkürzungen? Ist Massenproduktion überhaupt der Weg der Zukunft? Oder sind nicht regionale Wertschöpfungsketten, Handarbeit wieder ein Thema, Crafting? Wenn man sich die Crafting-Bewegung anguckt, da würde mir als Modehersteller schon ein bisschen Angst und Bange werden, wenn die Hipster jetzt anfangen zu stricken und zu häkeln. Das sind heute noch die Hipster, aber das sind Meinungsführer, Vorbilder für die Follower. Vielleicht ist es angeraten, dass Modekonzerne irgendwann Stricknadeln und Garn verkaufen, in Bioqualität.“

Letzteres ist ein bisschen als Witz gemeint, klar. Aber doch ist Harrachs Statement als Ganzes auch überdenkenswert. Kann die Crafting- zur Massenbewegung werden und damit die Zukunft der Modebranche? Kann das funktionieren, vor allem auch in Größenordnungen, dass sie marktrelevant wird? Beim Blick auf die Preise bei Etsy.com oder Dawanda.de sieht das Ganze ja eher nach Selbstausbeutung als nach zukunftsfähigem Modell aus.

Und trotzdem.

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