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Posts Tagged ‘Berlin Fashion Week’

Im Wochenendmagazin der Financial Times macht sich Moderedakteurin Vanessa Friedman Gedanken darüber, was „nachhaltige Mode“ ist. Weil sie die Definition derselben für ziemlich schwierig hält, befragte sie unter anderem einige Designer – z.B. Frida Giannini von Gucci, Oscar de la Renta und Dries van Noten. Die Antworten?

„Quality items that stand the test of time – it is this concept of sustainability, symbolised by a timeless handbag that you wear again and again, and can pass on, that I am always thinking of when I design.“(Frida Giannini)

„Sustainable fashion implies a commitment to the traditional techniques, and not just the art, of making clothes. I work today in the same way that I first learnt in the ateliers of Balenciaga and Lanvin 50 years ago. We need to ensure that the next generation of seamstresses and tailors have the skills necessary to develop clothes that are not only beautiful but extremely well made.“ (Oscar de la Renta)

“Most of what we may currently refer to as sustainable fashion is a contradiction in terms. It refers to how the fabric used for a new garment has been produced … Yet, I believe, we need to consider this issue from a more macro and profound perspective. Though a cotton may be unbleached, we need to examine how it arrives to the manufacturer or to us the wearer. What was the ‘carbon imprint’ of its delivery, for example?” (Dries van Noten)

Fair Fashion von Ketchup&Mayo

Hätte Friedman noch zehn Designerinnen und Designer gefragt, hätte sie vermutlich noch zehn weitere verschiedene Antworten bekommen. So schweirig ist die Definition des Begriffes „Nachhaltigkeit“ in der Mode. Obwohl sie mittlerweile fast überall eine Rolle spielt: Immer größer werdende Öko-Mode-Messen, die grüne Esthetica auf der London Fashion Week, spezialisierte Institute, eine wachsende Zahl Öko-Modelabels, und auch die Berlin Fashion Week hatte seine grüne Modemesse: TheKey.to.

Fair Fashion von Lisa D.

Green fashion ist also eine Boombranche und sei trotzdem nicht richtig zu greifen, weil eine Festlegung der Begrifflichkeiten fehle, so Friedman. In der Modebranche herrsche so das gleiche Dilemma wie an der Obst- und Gemüsetheke: Da gibt es Eco, Fair, Bio, Nature. Und die Konsumenten bleiben oft ziemlich ratlos, was denn nun wirklich drin ist.

Die Nachfrage nach ökologisch und ethisch korrekten Klamotten hat einen Markt geschaffen, den die Industrie natürlich auch monetär für sich nutzen will. So wird mit Begriffen um sich geschmissen, die den Kundinnen und Kunden ein gutes Gefühl geben soll. Besonders interessant das Beispiel pre-organic: Genauso wie Friedman hätte ich hinter dem Modewort irgendwas in Richtung unberührte Natur vermutet. Tatsächlich aber heißt es nur, dass die Baumwolle von einer Plantage kommt, die gerade auf Bio umstellt – selbst also noch gar nicht „bio“ ist.

Der Boom der grünen Mode bringt im Anlauf eine große Reihe Etikettenschwindeleien mit sich. Bisher gibt es in der Modebranche noch keine geschützten Labels für nachhaltige Kleidung. Natürlich muss und wird es diese im Laufe der Jahre geben und nur die Unternehmen werden sich auf dem Markt der Öko-Mode durchsetzen können, die Herkunft und Verarbeitung der Materialien auch transparent machen und damit Glaubwürdigkeit gewinnen. Das kann noch ein paar Jahre dauern. Aber wie Friedman schreibt: „we are in the middle of a paradigm shift“.

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Während der Berlin Fashion Week sprach Christoph Harrach, Geschäftsführer von Karma Konsum, über die Zukunft der Modebranche in Sachen Nachhaltigkeit. Dabei gab er dieses Statement ab:

„Brauchen wir zwei Saisons im Jahr? Brauchen wir 14-tägige Sortimentsverkürzungen? Ist Massenproduktion überhaupt der Weg der Zukunft? Oder sind nicht regionale Wertschöpfungsketten, Handarbeit wieder ein Thema, Crafting? Wenn man sich die Crafting-Bewegung anguckt, da würde mir als Modehersteller schon ein bisschen Angst und Bange werden, wenn die Hipster jetzt anfangen zu stricken und zu häkeln. Das sind heute noch die Hipster, aber das sind Meinungsführer, Vorbilder für die Follower. Vielleicht ist es angeraten, dass Modekonzerne irgendwann Stricknadeln und Garn verkaufen, in Bioqualität.“

Letzteres ist ein bisschen als Witz gemeint, klar. Aber doch ist Harrachs Statement als Ganzes auch überdenkenswert. Kann die Crafting- zur Massenbewegung werden und damit die Zukunft der Modebranche? Kann das funktionieren, vor allem auch in Größenordnungen, dass sie marktrelevant wird? Beim Blick auf die Preise bei Etsy.com oder Dawanda.de sieht das Ganze ja eher nach Selbstausbeutung als nach zukunftsfähigem Modell aus.

Und trotzdem.

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